Juliane Ebert
Meine Story
Aufblühen
Herr Meier kam zur stationären Re-Rehabilitation, etwa 1,5 Jahre nach seinem Schlaganfall mit ausgeprägtem Neglect (Vernachlässigung einer Körperseite). Er war im häuslichen Umfeld selbständig mit dem Rollstuhl unterwegs, benötigte aber viel Unterstützung im Alltag, z. B beim Anziehen, beim Gehen von kurzen Strecken oder dem Umsitzen vom Rollstuhl ins Bett. In unserem Erstgespräch äußerte er den Wunsch, seinen linken Arm wieder im Alltag einzusetzen, obwohl er keine aktive Funktion darin hatte. Auf meine Frage, was ihm bis anhin besonders wichtig sei, antwortete er tränenreich: der Garten. Er wollte seine Ehefrau entlasten und aktiv zum Familienleben beitragen.
In der Therapie probierten wir das Arbeiten am Hochbeet aus. Am Beet angekommen, war er kaum zu bremsen. Er jätete Unkraut, teilte sein Pflanzenwissen und stand zwischendurch sicher von seinem Rollstuhl auf, um das Beet zu hacken. Er erlebte sich als selbstwirksam. Seinen linken Arm platzierte er zum Abstützen am Rand des Beetes.